Die Notwendigkeit von Ergänzung an Kunstwerken ist stets eine Gratwanderung, die unterschiedlichen Betrachtungsweisen gerecht werden muss:
Während der unbedarfte Betrachter den fehlenden Arm einer Skulptur als sehr störend empfindet, sieht der versierte Kunstfreund eine Ergänzung der selben Arms als unnötige Verfälschung.
Auch die Präsentation eines Werks ist ausschlaggebend für den Umfang von Ergänzungen: Ein Kruzifix ohne Arme und Füße wird von den Besuchern eines Kunstmuseums akzeptiert. Einen Kirchenbesucher hingegen würde ein solcher Torso sehr irritieren.
Die Kopie bildhauerischer Teile erfordert also genaue Abwägung und setzt großes Einfühlungsvermögen des Restaurators voraus.


Unsensibel ausgeführte Ergänzungen der Vergangenheit können sehr störend wirken. Hier wurde durch die Neuergänzung der Nase die ursprüngliche Bildhauerei wieder zur Geltung gebracht

links schlecht ergänzte Nase, mitte Entwurfszeichnung, rechts erneuerte Nase an einer Johannes-Skulptur
Apostel Johannes aus der Figurengruppe „Christus am Ölberg“, St. Genovefa Mendig, um 1500. Die Nase wurde im 19. Jh. ergänzt. Neuergänzung durch Stefanie Pung 2003